Lehre im Bereich Empirische Politikforschung

Sem (MA) Klassische Experimente/Studien und Relevanz für die Politikwissenschaft

Dozent:innen: Prof. Dr. Siegfried Schumann
Kurzname: Sem Klass. Experim.
Kurstyp: Seminar
Format: online

Voraussetzungen / Organisatorisches

Gültig für folgende vom Institut angebotenen Studiengänge:
- MA Politische Ökonomie Internationale Beziehungen (Modul 1 Politikwissenschaftliche Forschungsmethoden)
- MA Empirische Demokratieforschung alt /neu(Modul 1 Politikwissenschaftliche Forschungsmethoden)
 

Digitale Lehre

Liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Seminar,

das Seminar wird digital und asynchron durchgeführt. Angesichts der bisher durchwegs (sehr) positiven Erfahrungen sollte dies kein Problem darstellen. Ich habe mich bemüht, ein sinnvolles Vorgehen zu implementieren, bei dem Sie sich mit den vorgesehenen Themen befassen und die betreffenden Inhalte erlernen können – ohne dabei inhaltlich oder technisch „überfordert“ zu werden.
Zu Semesterbeginn wird in Moodle ein Seminarplan (mit Datumsangaben) bereitgestellt, der Ihnen einen Überblick über die in den einzelnen Stunden zu behandelnden Themen bietet.
Dort ist zu den einzelnen Stunden jeweils Pflichtlektüre angegeben, um sich in das anstehende The-ma einzulesen. Die Pflichtlektüre ist entweder als Scan in Moodle eingestellt oder als e-book in der Bibliothek verfügbar. Die e-books sind farbig gekennzeichnet. Da sie meist häufiger gebraucht wer-den, wäre es sinnvoll, sie beim ersten Mal herunterzuladen und für die weitere Verwendung „aufzu-heben“. Die „zusätzlich empfohlene Lektüre“ ist meist ebenfalls elektronisch verfügbar (gemacht) – allerdings konnten ganze Bücher natürlich nicht eingescannt werden. Neben der genannten Lektüre können Sie selbstverständlich weitere Quellen ihrer persönlichen Wahl heranziehen, um sich mit dem jeweiligen Thema auseinanderzusetzen.
Zu den einzelnen Stunden finden Sie jeweils Aufgaben. Geplant wäre für den "normalen Seminarbe-trieb", dass Sie diese Aufgaben als Vorbereitung auf (und als Gundlage für) die betreffende Stunde erledigen. In Anbetracht der Umstände bitte ich jetzt darum, zunächst die Pflichtlektüre zur Kenntnis zu nehmen und nach dieser Lektüre die gestellten Fragen zu beantworten. Eine Beantwortung in Stichpunkten reicht völlig aus. Die Beantwortung soll lediglich dokumentieren, dass Sie sich mit der Einstiegslektüre auseinandergesetzt haben. Ich möchte Sie bitten, die Beantwortung über das Abga-besystem (Moodle) jeweils

bis zu dem im Seminarplan angegebenen Datum, jeweils 12:00 Uhr (!)

für die betreffende Stunde einzureichen. Eine spätere Einreichung kann leider nicht akzeptiert werden, da ich am darauf folgenden Tag einige Anmerkungen zur jeweiligen Thematik in Moodle einstellen werde, denen auch Antworten auf die gestellten Fragen zu entnehmen sind. Sollte mir in Ihren Ein-sendungen zusätzlich Wichtiges auffallen, werde ich etwas später auch hierzu die gesammelten Kom-mentare in Moodle einstellen.
Die Beantwortung der Fragen dient als Ersatz für die Anwesenheitsliste. Hiermit wird Ihre aktive Teilnahme am Seminar dokumentiert. Ich bitte, die betreffenden Antworten für jede Stunde einzusen-den, nachdem Sie sich mit den Anmerkungen zur vorhergehenden Stunde auseinandergesetzt ha-ben. (Die Inhalte der Stunden bauen aufeinander auf!) Sollten mehr als zwei Einsendungen unent-schuldigt (d.h. ohne ärztliches Attest oder eine sonstige relevante Bescheinigung) fehlen, muss ich Sie leider – wie bei der entsprechenden Regel für die Anwesenheitsliste – auf „inaktiv“ setzen (d.h.: das Seminar gilt dann als abgebrochen).

Ich hoffe auf ein für Sie gewinnbringendes Seminar – trotz der gegenwärtigen Widrigkeiten!

Beste Grüße,
und einen guten Semesterstart!
Siegfried Schumann

Empfohlene Literatur

Wird zu Beginn des Seminars bekanntgegeben.
Lese-Empfehlungen zur Vorbereitung:
Jahoda, Marie; Lazarsfeld, Paul F.; Zeisel, Hans: Die Arbeitslosen von Marienthal. Ein soziographischer Versuch. Suhrkamp Verlag, Frankfurt/Main 2014 (23. Auflage).
Milgram, Stanley: Das Milgram-Experiment. Zur Gehorsamsbereitschaft gegenüber Autorität. Rowohlt Verlag 2012 (17. Auflage).
Zimbardo, Philip: Der Luzifer-Effekt. Die Macht der Umstände und die Psychologie des Bösen. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2008. (Neuauflage 2012)
Gribbin, John: Schrödingers Kätzchen - und die Suche nach der Wirklichkeit. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2007.
Wendt, Alexander: Quantum Mind and Social Science. Unifying Physical and Social Ontology. Cambridge University Press, Cambridge 2015.

Inhalt

Sie möchten sich mit zentralen Problemen der politikwissenschaftlichen Forschung auseinandersetzen und dabei (als "Aufhänger") auch noch viel diskutierte Experimente und Studien kennen lernen? Dann besuchen Sie dieses Seminar!
In dem Seminar werden wichtige Experimente und Studien besprochen, von denen jede(r) Studierende zumindest einmal gehört haben sollte. Wir betrachten deren Einfluss auf die politikwissenschaftliche Forschung und diskutieren in diesem Zusammenhang generelle Fragen zu den Möglichkeiten und Grenzen empirischer Forschung. Die Darstellung der Experimente und Studien ist also kein Selbstzweck, sondern Ausgangspunkt für weitergehende Überlegungen.
Wir beginnen mit einer kurzen Einführung zu den Themen „Experiment“ und „Beobachtung“ sowie der Vorstellung von Methodenexperimenten im Rahmen der Umfrageforschung, wobei bereits grundlegende Fragen zur Kausalität, zur Rolle des Beobachters und zur Messung von „Verhalten“ angesprochen werden. Noch einen Schritt weiter beschäftigen wir uns mit der Frage, inwieweit wissenschaftliche Forschung auf „Glaubenssätzen“ (wie einem materialistisch-deterministischen Weltbild) beruht und beruhen muss. Als wichtige Hintergrundinformation für mehrere der nachfogenden Sitzungen lernen wir ferner die experimentell gut bestätigte und breit anwendbare Theorie der kognitiven Dissinanz von Leon Festinger kennen.
1. Danach betrachten wir die Lernexperimente von Pawlow und Skinner stellvertretend für das behavioristische Paradigma, welches die Wissenschaft lange Zeit dominierte und schließlich von der heute gängigen kognitivistisch orientierten Sichtweise abgelöst wurde.
2. Anschließend beschäftigen wir uns mit den beiden Studien von LaPierre und von Hartshorne und May, welche ganz elementare Vorstellungen erschütterten: In einem Fall die Überzeugung, menschliches Verhalten könne ohne Weiteres aus Einstellungen erklärt werden und im anderen die Meinung, Menschen hätten in den unterschiedlichsten Situationen stabile, unveränderliche „Eigenschaften“.
Es folgt eine Reihe wichtiger Studien, welche unter verschiedenen Blickwinkeln die Rolle der „Situation“ thematisieren.
3. Wir beginnen mit den Studien von Asch zum Mehrheitseinfluss, welche zum Beispiel von Noelle-Neumann in den Überlegungen zur „Schweigespirale“ aufgegriffen wurden.
4. Danach betrachten wir die Milgram-Experimente und das Stanford Prison-Experiment (beides zum Einfluss situationaler Gegebenheiten auf politikwissenschaftlich relevantes Verhalten). Die beiden letztgenannten Studien sind auch deshalb von zentraler Bedeutung, weil hier eine der Grundannahmen der politikwissenschaftlichen Werteforschung, nämlich der Einfluss von Werthaltungen auf menschliches Verhalten, hinterfragt wird. Philip Zimbardo, der Initiator des Stanford Prison-Experiments, geht sogar noch einen Schritt weiter und bezweifelt, dass Menschen generell über unterschiedliche Situationen hinweg stabile Eigenschaften aufweisen (Zimbardo 2008: xii, 7). Die Implikationen dieser Behauptung für die politikwissenschaftliche Forschung sind enorm!
5. Anschließend beschäftigen wir uns mit der erfahrungsbasierten Entwicklung der sog. Gestpächstherapie von Carl Rogers, aus welcher ein Menschenbild resultierte, welches der qualitativen empirischen Sozialforschung zugrundeliegt.
6. Anschließend beschäftigen wir uns mit der Marienthal-Studie (als ein Beispiel für die derzeit oft empfohlene – aber nicht ganz unproblematische – „Triangulation“). Wir werden uns in diesem Zusammenhang fragen, inwieweit quantitativ und qualitativ orientierte Forschungsstrategien kompatibel sind.
7. Schließlich betrachten wir die Libet-Experimente (welche eine intensive Diskussion über die „Willensfreiheit“ auslösten – eine Vorstellung, die es insbesondere auch in Bezug auf politikwissenschaftliche Hypothesen zu diskutieren gilt),
8. Wahrnehmungsexperimente (welche uns die Unmöglichkeit einer im Rahmen der Messung angenommenen „1:1-Abbildung der Realität“ vor Augen führen und zu Überlegungen in Richtung "radikaler Konstruktivismus" führen) sowie
9. Experimente zur Beschaffenheit der Materie (welche die Frage aufwerfen, was in letzter Konsequenz unter „der Realität, die es zu erforschen gelte“, zu verstehen sei).
Alle genannten Punkte sind für die politikwissenschaftliche Forschung von grundlegender Bedeutung.

Termine

Datum (Wochentag) Zeit Ort
19.10.2021 (Dienstag) 10:15 - 11:45 Online
26.10.2021 (Dienstag) 10:15 - 11:45 Online
02.11.2021 (Dienstag) 10:15 - 11:45 Online
09.11.2021 (Dienstag) 10:15 - 11:45 Online
16.11.2021 (Dienstag) 10:15 - 11:45 Online
23.11.2021 (Dienstag) 10:15 - 11:45 Online
30.11.2021 (Dienstag) 10:15 - 11:45 Online
07.12.2021 (Dienstag) 10:15 - 11:45 Online
14.12.2021 (Dienstag) 10:15 - 11:45 Online
04.01.2022 (Dienstag) 10:15 - 11:45 Online
11.01.2022 (Dienstag) 10:15 - 11:45 Online
18.01.2022 (Dienstag) 10:15 - 11:45 Online
25.01.2022 (Dienstag) 10:15 - 11:45 Online
01.02.2022 (Dienstag) 10:15 - 11:45 Online